World of Warcraft Spielsucht: Mein Weg in der Welt der Warcraft!

World of WarcraftIch war 14 Jahre alt, hatte einen neuen Computer und war unglaublich fasziniert von Computerspielen. Mir hat vor allem das Genre Rollenspiel sehr zugesagt.

Ich habe mich gerne in verschiedenste Rollen gestürzt und habe Abenteuer für die NPC’s (Nicht Spieler Charakter) erfüllt. Dabei musste ich immer genau überlegen welche Missionen ich annehme, welche ich lieber sein lasse und welche ich mache und dann doch abstreite.

Mich hat es immer fasziniert, dass jede Aktion die ich durchführte Auswirkungen auf die gesamte Spielwelt hat. Mein Lieblingsspiel war wohl Gothic 2. Neben den Rollenspielen habe ich aber auch gerne Strategiespiele wie Stronghold und Die Siedler gespielt.

Irgendwann habe ich mir einfach mal ein Spielemagazin gekauft, weil ich mich über die aktuellen Spiele informieren wollte. Und da war ein riesiger Artikel über World of Warcraft. Nach wenigen Monaten haben schon mehrere Hunderttausend Spieler das Spiel gespielt. Also entschied ich mich auch dieses Spiel zu kaufen und zu testen.

Bereits bei der Installation packte mich die Vorfreude. Epische Musik während sich der Ladebalken in einem schön designten Installationsfenster füllte, kam aus den Boxen. Nach einiger Zeit war es dann soweit. Das Spiel war installiert und ich startete es. Gleich am Anfang begrüßte mich ein aufwendig gemachter, fast Kinofilmreifer Spieletrailer. Ich loggte mich in das Spiel ein und hatte nun die Qual der Wahl. Mensch, Nachtelf, Troll, Taure oder doch Orc? Ein dicker Zwerg oder ein kleiner Gnom hat auch was.

Ich erstellte mir einen Menschen Krieger und startete mein Abenteuer. Die ersten Levels waren schnell erreicht und ich war glücklich wie schnell man so weiter gekommen ist. Das wurde mit der Zeit aber immer schwieriger, es dauerte immer länger um das nächste Level zu erreichen und die Quests wurden mit der Zeit recht eintönig.

Mich verließ die Motivation am Spiel und ich machte eine mehrmonatige Pause… Bis ich dann mit einem neu gewonnen Schulkollegen in der neuen Schule wieder anfing. Zusammen war die Motivation immer da, nicht hinter meinem Kollegen zu liegen und so erreichten wir nach mehreren Wochen Spielzeit das Maximallevel. Wir fühlten uns echt gut und man war bereits eine Respektsperson unter den neuen Spielern. Doch hier fing erst das richtige Spiel an.

Man fand recht schnell eine Gilde welche einen aufnehmen wollte um zusammen in Schlachtzügen gegen Endgegner der Spielwelt anzutreten. In unserer Gemeinschaft waren wir etwa 70 Leute. Ein Schlachtzug hat 40 Mann erfordert und da nicht alle Spieler immer Zeit hatten brauchte man Ersatzspieler. So hatten wir 2 Raidtage die Woche zu je 3 Stunden an denen wir losgezogen sind um im Geschmolzenen Kern gegen den Feuerfürsten Ragnaros und seine Lakaien anzutreten.

Der erste Raid war atemberaubend, 40 Leute waren gemeinsam im Teamspeak und es gab eine geregelte Rangordnung. Der Raidleiter, der versucht hat den Raid immer voll zu bekommen, notfalls Ersatzspieler sucht und wenn nötig die Leute zu motivieren oder auch ein Machtwort zu sprechen, wenn die Leute wirklich mal totalen Blödsinn gemacht haben und mehr ein Hindernis als Unterstützung darstellten. Darunter gab es die Klassenleiter.

Jede Klasse hatte seinen Leiter (8 Klassen gab es). Sie führten die neuen Spieler ihrer Klasse vor dem Raid in ihre Aufgaben ein und erklärten grundregelnde Dinge, wenn man Fragen hatte.

Mit der Zeit kamen wir immer weiter und wir erarbeiteten uns jeden Sieg hart. Wir waren bei weitem nicht die beste Gilde, wahrscheinlich sogar eine der schlechtesten, aber es hat Spaß gemacht. Man hat wirkliche Freundschaften zwischen den Spielern entwickelt.

Ich selber war immer sehr ehrgeizig, habe mich immer sehr angestrengt und habe es nach nicht allzu langer Zeit geschafft mich auf die Position des Klassenleiters hochzuarbeiten. Sobald ich nach Hause kam setzte ich mich an den Computer und tat etwas für unsere Gemeinschaft. Ob es darum ging die eigene Ausrüstung zu verbessern, Ressourcen für die Gilde zu sammeln oder einfach Kontakte zu Gildenmitgliedern zu pflegen.

Mein reales soziales Umfallt habe ich zu diesem Zeitpunkt schon stark vernachlässigt gehabt. Ich ging nicht wie andere aus, sondern blieb zu Hause und kämpfte gegen immer neuere Gegner in der World of Warcraft. Das einzige was ich neben WoW noch gemacht habe ist Handballspielen und natürlich in die Schule gehen. Teilweise war ich über 8 Stunden am Tag am Computer (Wochenende und Ferien) und für mich war das nicht schlimm. Im Spiel wurde ich respektiert, ich war verantwortlich für eine Hand voll Spielern (als Klassenleiter) und hatte eine Vorbilds Funktion die ich erfüllen wollte.

Hätte sich meine Gilde mit der Zeit nicht aufgelöst wär ich wahrscheinlich noch tiefer in meine Sucht gefallen, so hatte ich aber dann keine Motivation mehr und machte wieder eine Pause.

Doch dann motivierte mich ein anderer Schulkollege, der auch WoW gespielt hatte noch einmal neu anzufangen. Das ging auch sehr schnell, diesmal erreichte ich sehr schnell das Maximallevel, da ich wirklich an meine Spielzeiten von mehr als 5 Stunden am Tag wieder angeknüpft hatte. Hier ging dann alles sehr schnell.

Ich trat wieder einer Gilde bei und kämpfte mich schnell zum Raidleiter hoch. Ich wurde von allen respektiert, viele suchten meinen Rat und mein Name war auf dem ganzen Server bekannt. Zu unseren besten Zeiten war ich mit meinen Raid Mitgliedern auf Platz 2 von allen Raidgruppen des ganzen Servers (ca. 300) und wir waren noch relativ human mit unseren 3 Raidtagen die Woche zu je 4 Stunden. Manchmal haben wir auch einen zusätzlichen Raidtag eingefügt, wenn wirklich alle konnten. Das Gefühl war wie eine Droge für mich. Ich hatte meine Leute unter mir und wir erreichten als Gruppe Dinge die andere nicht schaffen konnten, da es für Sie einfach nicht erreichbar war.

Wir waren die Elite unter den Spielern, man hat uns wirklich vergöttert und jeder wollte so sein wie wir. Auch heute schütte ich Glückshormone aus wenn ich an unsere Zeiten denke.

Ich steckte meine ganze Freizeit ins Spiel. Hab Taktiken für Endgegner gelesen und für unsere Gruppe optimiert. Habe Erze und Kräuter „gefarmt“ die man zur Verbesserung der Ausrüstung oder zum Brauen von verstärkenden Tränken brauchte. World of Warcraft hat mich einfach erfüllt. Ich war verantwortlich für meine Leute und konnte Sie nicht im Stich lassen. Unser Erfolg war dabei die Motivation.

Es fielen mit der Zeit immer wieder Leute weg, die für uns einfach zu schlecht waren. Andere Gilden rissen sich dann immer um die Leute die bei uns wegfielen, weil sie immer noch zu den besten Spielern zählten, aber sie waren einfach nicht ganz auf unserem Niveau. Oft lag es einfach dran, dass sich einige von uns immer weiterentwickelten, aus Fehlern lernten und besser wurden und einige ihr Niveau nicht steigern konnten und dadurch irgendwann einfach als Last für die anderen galten.

Ich muss aber sagen, dass ich nie jemanden rausgeschmissen habe, sondern die Leute selbst immer gegangen sind, da sie merkten, dass sie spielerisch nicht mitkommen konnten. Was für sie natürlich auch deprimierend war.

Die zwischenmenschlichen Kontakte im Spiel waren dabei auch immer ein wichtiger Punkt. Zwar gab es immer wieder Streitereien wie sie natürlich normal sind bei größeren Menschengruppen, aber wir haben uns immer respektiert und haben immer an die Gruppe gedacht.

Im echten Leben sah das aber nicht so aus. Ich habe mir in der Schule zwar immer leicht getan, aber ich hab mich relativ stark zurückgezogen und war nie unterwegs. Nach der Schule hieß es für mich an den Computer. Wenn ich mal zu Besuch bei Verwandten war, war ich nervös und wollte nur nach Hause und WoW spielen.

Ich war meinen Eltern gegenüber sehr aggressiv und war allgemein sehr leicht reizbar. Meine Schulkollegen versuchten mich immer dazu zu bringen am Wochenende Weg zu gehen, aber ich sagte immer ab. Mir war schlichtweg nichts so wichtig wie WoW. Teilweise gab es Tage an denen ich nicht mal an der frischen Luft war, sondern nur zu Hause von 9 Uhr in der Früh bis 2 Uhr am nächsten Tag vorm PC saß.

Zwischendurch Essen, Trinken, Waschen und aufs Klo gehen. Mehr nicht. Aber mich störte das nicht, ich hatte meine Anerkennung im Spiel, die Mitspieler waren meine Freunde, hatte Verantwortung und war als Raid und Gildenleiter „wichtig“. Ich erkannte mein Problem gar nicht. So zog es mich monatelag mit und ich hörte auch auf Handball zu spielen.

Die körperliche Aktivität fehlte mir nach einiger Zeit. Meine erste Speckrolle war wirklich frustrieren und ich reduzierte etwas den WoW Konsum. War aber weiterhin sehr aktiv (min 4 – 6 Stunden am Tag). Ich reduzierte einfach die Zeit an der ich schlief und machte in der neu gewonnen Zeit etwas Sport und ging gelegentlich Weg.

So lernte ich dann auch meine jetzige Freundin kennen, sie half mir mit der Zeit mich ganz von WoW zu lösen. Zum Glück wurde das Spiel mit der Zeit zu einfach, bzw. unsere ganze Raidgruppe fühlte sich unterfordert und so entschieden wir uns, uns als Gruppe zu trennen. Hätte ich keine Freundin und wären die Herausforderungen in WoW nicht zu einfach geworden, dann würde ich wahrscheinlich heute noch mehrere Stunden spielen…

Bin aber sehr glücklich, dass es so gekommen ist weil ich viele Aspekte meines Lebens vernachlässigt habe, die mir doch sehr wichtig waren. Das fällt mir aber erst jetzt im Nachhinein so richtig auf…

Bewerte diesen Artikel
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne

1 Bewertung(en), durchschnittlich: 5,00 von 5

Loading...

Copyright © 2015-2020 All rights reserved.
Impressum